Ist es wirklich ein LS - oder doch "nur ein Pilz?
Ist es "nur" ein LS, oder noch ein Pilz obendrauf?
Ein Pilz kann eine andere Krankheit, wie z.B. einen Lichen sclerosus oder einen Lichen planus, überdecken, maskieren oder begleiten. Gerade wenn der Körper durch die LS Therapie mit Immunsuppressiva (Kortisonsalben oder Calcineurinantagonisten wie Elidel und Protopic) behandelt wird, ist die natürliche Schutzbarriere herabgesetzt, da kann der Pilz ein leichtes Spiel haben sich einzunisten. Ein Pilzbefall kann bei einer gleichzeitigen Behandlung der Vulva mit Kortison regelrecht "explodieren" und die ganze Situation massiv verschlimmern. Betroffene denken dann nicht selten, das Kortison wirke bei ihnen gar nicht.
In Kombination mit LS ist Betroffenen anzuraten (bei Juckreiz trotz Behandlung mit Kortison oder falls der für Pilze typische weissliche krümmelige Ausfluss auftritt) den Arzt aufzusuchen, damit er eine Untersuchung per Mikroskop vornimmt und einen Pilz ausschliesst oder bestätigt. Aus einem "einfachen" Pilz kann sich eine langwierige chronische Problematik entwickeln, wenn der Pilz nicht richtig und nur auf "eigene Faust" behandelt wird. Nicht immer reichen die gängigen Pilzsalben aus Apotheke und Drogerie aus. Die uns beratenden Experten empfehlen LS-Betroffenen, einen bestätigten Pilz anstatt mit Pilzsalben mit der Tablette Fluconazol zu therapieren. Diese Tablette wir 1 x eingenommen, während 3-4 Tagen ist danach auf die Kortisonsalbenbehandlung ganz zu verzichten. Im Anschluss ist auf Zucker, Hefe und fermentierte Produkte möglichst zu verzichten. Bei sehr schlimmen Verläufem mit chronischem Pilzbefall (4-5 mal im Jahr) muss die Therapie mit Fluconazol evtl. nach einigen Tagen einmalig wiederholt oder sogar für einige Wochen dauerhaft angewendet werden, um aus dem Teufelskreis zu kommen. Dies darf aber nur unter ärztlicher Aufsicht geschehen und bei einer langfristigen Einnahme nur unter Überwachung der Leberwerte. Allenfalls können auch noch Probiotica eingesetzt werden.
Bei Verschlechterung des Juckreizes trotz Behandlung mit Kortison, und insbesondere wenn ein Pilz ausgeschlossen ist, ist eine Zweitmeinung angebracht, um so mehr, wenn die LS-Diagnose eine reine Sicht- und keine per Biopsie bestätigte Diagnose war. Lichen sclerosus wird nun (nicht zuletzt dank unserer Aufklärung) immer bekannter, damit kommt es aber auch nachweislich zu falschen oder vorschnellen LS-Diagnosen. Wer eigentlich gar keinen LS hat, aber meint einen zu haben und Kortison benutzt, schädigt seine Haut, diese wird umso anfälliger auf Pilz. Eine falsche LS-Diagnose ist daher unbedingt auszuschliessen.
Artikel / Literatur
Rezidivierende Vulvovaginalcandidose, Artikel in Gyn-Aktiv 2019/3, Seite, Dr. Marion Noe-Letschnig, Wien 2019 (PDF)
Rezidivierende Vulvovaginalcandidose: Überblick und Ausblick, Artikel in Jatros Gynäkologie & Geburtshilfe, Dr. Marion Noe-Letschnig, Wien Mai 2020 (PDF)
Siehe auch bei der Rubrik "Fragen und Antworten" und im Forum